Fischweg am Bielersee

mit Rita Weder

Wenn ein Schweizer Berufsfischer von einer Ausstellung träumt und die Designerin seines Vertrauens eine Berliner Texterin kennt, dann entsteht so etwas wie der Fischweg am Bielersee. Entlang des Uferwegs informieren neun Stationen über das Gewässer, seine Bewohner und die Menschen, die vom Bielersee leben.

Textauszüge

Wie der See Luft holt.

Der Bielersee atmet: Im Sommerhalbjahr eher flach, im Winterhalbjahr in tiefen Zügen. So sichert er sich die 4 mg Sauerstoff pro Liter Wasser, die ein gesunder See braucht.

Die Schichten des Sees.

Der Bielersee enthält nicht einfach eine große Menge Wasser, sondern besteht aus mehreren Schichten. Da warmes Wasser leichter ist als kaltes, schwimmt es im Sommer obenauf. Durch diese Trennung in eine warme Oberflächen- und eine kalte Tiefenschicht wird der Stoff- und Gasaustausch im ganzen See unterbunden. Sprich: Nur die oberen Schichten werden dann noch mit frischem Sauerstoff aus der Luft versorgt. Erst wenn sich das Oberflächenwasser abkühlt und in die Tiefe sinkt, während gleichzeitig wärmeres Tiefenwasser an die See-Oberfläche gelangt, verteilt sich der Sauerstoff erneut.


Atemnot durch Algen.

Algen verstärken die sommerliche Sauerstoff-Knappheit zusätzlich: Sie sinken im Laufe des Jahres von den oberen in die unteren Schichten des Sees und sterben dort. Ihr Abbau verbraucht wertvollen Sauerstoff, den die in der Tiefe lebenden Fische dringend brauchen. Im Spätsommer kann der Sauerstoffgehalt deshalb im tiefsten Becken vor Tüscherz unter den Grenzwert von 4 mg pro Liter Wasser sinken. Bis die ersten Herbststürme die Schichten durcheinander wirbeln und den See wieder aufatmen lassen.


Die für den Fisch sorgen.

Berufsfischer sorgen nicht nur für frischen Fisch auf unseren Tellern. Sie sorgen sich zudem um einen wertvollen Lebensraum, den sie verantwortungsvoll und arterhaltend – also nachhaltig – bewirtschaften. Anders als auf den Weltmeeren sind auf Schweizer Seen nur Klein- und Familienbetriebe für die Berufsfischerei zugelassen. Acht sind es auf dem Bielersee.


Netze, Reusen, Mindestmasse.

Die Auflagen für die Berufsfischerei sind streng. Sie schreiben vor, wann welchem Fisch in welcher Größe und mit welchen Fanggeräten nachgestellt werden darf. Der Fischer muss einen See wie seine Westentasche kennen, um nach den örtlichen Verhältnissen und den Eigenarten der Fische seinen Fang zu planen. Er ist kein Jäger, sondern ein Stratege, der seine Netze und Reusen so stellt, dass die Fische von selbst hineinschwimmen. Selbstverständlich wählt er die Maschenweite der Netze mit Bedacht, damit zu junge Fische hindurchschlüpfen können. Denn der Erhalt der Bestände ist für einen Berufsfischer Ehrensache – und Lebensgrundlage.

Was die Berufsfischer an Land bringen, wird vor allem regional verteilt. In den Restaurants am Bielersee serviert man Ihnen köstlichen Egli, Hecht und Zander. Frischer als auf derart kurzen Wegen lässt sich Fisch nicht geniessen!

fischweg
fischweg ausstellung
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