Reisereportage für „Die Zeit“


Die letzten Gäste

... Das Vieh aus Bauer Widmers Stall im Kanton Luzern verbringt seine Ferien nun schon seit zwölf Jahren im wildromantischen Graubünden. Es weidet an der Quelle des Rheins und käut wieder mit Blick auf den schneebedeckten Tödi und den im Tal dahin gleitenden Glacier-Express. Die schwergewichtigen Touristen kratzen sich den Schädel an den Wegweisern, die zum Bergdörfchen Cavorgia oder zum Stausee Lai da Nalps führen. Sie dösen in der Mittagssonne, wenn die Wanderer mit umgehängter Kamera über die Grasmatten japsen. Das ist seit jeher so abgemacht im Stall: Das Vieh erholt sich in den Bergen, der Bauer spart Futter und hat im arbeitsintensiven Sommer weniger Vierbeiner im Tal. Hundert Tage Urlaub bekommen die Widmer-Rinder – sie nehmen in von Ende Juni bis Ende September. Und weil sie nicht nur faulenzen, sondern bei jedem Weidegang auch Landschaftspflege betreiben, übernimmt der Schweizer Bund einen Teil der Reisekosten. ...

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